Der Internet-Treff zur Oberbürgermeisterkandidatur
von Knut Ewers
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#1

Für jeden anders oder gibt's doch was Gemeinsames?

in Lebensqualität 06.01.2012 23:26
von Knut • 31 Beiträge

Zusammenfassung:
Als Oberbürgermeister werde ich mich nicht damit zufrieden geben, dass Mühlhausens Einwohnerzahl "kaum noch abnimmt". Das Ziel ist mir viel zu bescheiden! Ich bin überzeugt, dass Mühlhausen genügend Qualitäten hat, ein Zuwanderungsort zu werden. Umdenken in unseren eigenen Köpfen und ein besseres Stadtmarketing ist der Anfang, und hierfür werde ich kämpfen. Doch ohne überdurchschnittliche Lebensqualität ziehen wir trotzdem keine Leute an. Lebensqualität ist vor allem etwas Gefühltes, etwas Atmosphärisches... Sie beginnt mit der Art, wie die
Menschen einander und Fremden begegnen. Ich werde mich um eine Atmosphäre der Gemeinsamkeit und Offenheit bemühen.

Ausführlich:

Lebensqualität. Auf den ersten Blick für jeden etwas anderes. Etwas ganz subjektives. Auf den zweiten Blick? Gibt es vielleicht doch etwas gemeinsames?

Natürlich gibt es objektive Bedingungen, die zu einer Lebensqualität beitragen, bzw. genauer gesagt solche, über die es einen so breiten Konsens gibt, dass man sie als objektiv wahrnimmt. Allenfalls die Wichtigkeit dieser Faktoren verteilt sich bei jedem etwas anders. Unbestreitbar steigt Lebensqualität mit den Faktoren Freiheit, Sicherheit, Gesundheit, gefühlter Gerechtigkeit, Respekt und Akzeptanz, Geborgenheit und Zugehörigkeit.

Freiheit bedeutet, seine Entscheidungen frei zu fällen, zwischen Möglichkeiten wählen zu können, eigene Ideen verwirklichen zu können. Freiheit bedeutet im Bezug auf Lebensqualität ganz besonders, selbst entscheiden zu können, was für einen selbst Lebensqualität ausmacht, und Wege verfolgen zu können, diese zu steigern. Freiheit endet immer bei der Freiheit des anderen, diese Grenze ist im städtischen Umfeld durch die dichter beisammen lebenden Menschen spürbarer als auf dem weiten Land.

Sicherheit bedeutet, keine existenziellen Ängste haben zu müssen. Erst eine solche Grund-Sicherheit ermöglicht Freiheit. Wer stets von Existenzängsten erfüllt ist, dem bleibt nur ein sehr kleiner Entscheidungsfreiraum, der immer von den Ängsten gesteuert bleibt.

Gesundheit ist eine der Voraussetzungen für gefühlte Sicherheit. Gesundheit ist auch etwas, das von den örtlichen Umweltbedingungen abhängt. Schutz vor Lärm, Umweltgiften, Feinstaub gehören ebenso dazu wie die Qualität und Zuverlässigkeit der ärztlichen Versorgung.

Gerechtigkeit und Akzeptanz bedeuten, in seinen individuellen Entscheidungen und Lebensweisen akzeptiert und angenommen zu sein und sich nicht verbiegen oder verstecken zu müssen, um in der Gemeinschaft Geborgenheit und Zugehörigkeit, mithin Heimat und Identität, zu finden.

Wie fragwürdig es wird, wenn man Lebensqualität an konkreten Einzelkriterien bemisst, zeigt die jährliche "Studie von Auskunft.de", deren bundesweites Städteranking diese Qualität an der Angebotsvielfalt in verschiedenen Feldern wie Gesundheit, täglicher Bedarf, Kultur usw. bemisst - da ist mit sehr westlich geprägter Brille - der Maßstab der Mensch als Konsument das Maß der Dinge - klar, dass hier "der Osten" klar abgeschlagen hinter dem gesamten Westen liegt.

Trotzdem ist natürlich die Angebotsvielfalt bedeutend für die Anziehungskraft einer Stadt. Um aber eine solche zu erreichen, müssen die Menschen erst einmal einen Rahmen vorfinden, der Originalität, Initiative und Kreativität fördert und belohnt. Wer oft genug enttäuscht das Gefühl hat, mit seinen Ideen vor die Wand gelaufen zu sein, der wird sich irgendwann abwandern oder resignieren - und damit auch nicht mehr zur Vielfalt der Angebote und Möglichkeiten in einer Stadt beitragen. Hier schließt sich wieder der thematische Kreis zur Freiheit, Akzeptanz und Sicherheit als Voraussetzungen für Entfaltung und Kreativität.

Was bedeutet das alles für die Lebensqualität in einer Stadt?

Eine Stadt ist immer auch als Ganzes eine soziale Gemeinschaft. Und je mehr es gelingt, die richtige Balance aus individuellen Freiheitsräumen und Sicherheit gebenden Normen zu finden, um so attraktiver wird eine Stadt als Lebensraum. Eine Stadt, in der möglichst jeder zugleich das befreiende Gefühl von Akzeptanz und Respekt für seine Eigenarten und doch bzw. gerade deshalb auch das Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit in einer großen Gemeinschaft spürt, zieht Menschen an, bindet sie an sich, und wird wieder von ihnen profitieren. Von ihren Ideen, ihrem Wissen, ihren Fähigkeiten. So eine Stadt kann Identität stiften und selbst wiederum beziehen. Solche eine Stadt kann auf ängstliche innere Revierkämpfe und Zickenterror mit Nachbarstädten souverän verzichten - darum wissend, was sie an sich und ihren Menschen hat, die wiederum wissen, was sie an ihr und sich selbst darin haben.

Klingt alles ein bisschen theoretisch und nach weichgespülter sozialromantischer Utopie? Stimmt. Aber Utopien können Orientierung geben im alltäglichen Kleinklein. Ohne solche Utopien wird alles Handeln konzeptlos und wiedersprüchlich.

Und tatsächlich gibt es genügend Handlungsfelder im städtischen Umfeld, in denen es gut tut, solche großen Ziele im Kopf zu behalten. Ganz praktisch: Die Freiheit, sein für die eigene Identität als erforderlich empfundenes tolles Automobil herumzuzeigen, findet ihre Grenze dort, wo sie Fußgänger oder Radfahrer ins Abseits drängt. Nicht, weil sie an sich blöd ist, sondern weil sie andere Menschen einschränkt bzw. gefährdet. Auch das fetteste oder tiefergelegteste Auto gehört nicht in die Fußgängerzone. Ich glaube aber auch, dass eine Stadt, die der obigen Utopie näher ist, mehr Menschen davon befreit, ihre Identität an solche Symbole zu hängen, deren Wesen geradezu darin besteht, andere Menschen in ihrer Lebensqualität einzuschränken.

Weiters gestaltet auch der Umgang mit Schwächeren die gefühlte Lebensqualität in einer Stadt. Ist die Gemeinschaft gespalten in Ausgegrenzte und Dazugehörende, oder sind auch die Schwachen integriert, gilt Recht für Schwache wie für Starke gleichermaßen, versteht sich Staat, und damit auch die Behörden vor Ort, als Beschützer der Rechte Schwächerer oder als Verteidiger der Privilegien Stärkerer - all dies wirkt sich unmittelbar und direkt auf das Lebensgefühl in einer städtischen Gemeinschaft aus.

Es gibt einige Städte in Deutschland, die Menchen anziehen, weil Ihnen der Ruf vorauseilt, dass die Balance zwischen Individualität und gemeinsamer Verantortung gut ausbalanciert ist - dass man sich dort wohl fühlt.

Dies auch in Mühlhausen zu verbessern, so zu einem respektvolleren Miteinander, mehr gemeinsamer Verantwortung für die Stadtgemeinschaft, und umfassenden Freiraum für die Steigerung der individuellen Lebensqualitäten zu kommen, und schließlich Mühlhausen wieder zu einem Zuwanderungsort zu machen, wäre mir ein wichtiges Ziel als Ihr OB.


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### Der schlechteste Grund, etwas zu tun, ist, dass es viele andere tun
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zuletzt bearbeitet 22.01.2012 17:21 | nach oben springen


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